FWF-Forschungsprojekt

Co-Corpo­reality

Das FWF-Forschungsprojekt Co-Corporeality ist an der Schnittstelle zwischen Architektur, Kunst und Wissenschaft angesiedelt. Im Mittelpunkt der Forschung steht die Kommunikation mit unserer mikrobiellen Umwelt.

Der Titel Co-Corporeality bezieht sich auf den „Zusammenschluss“ mehrerer Körper, deren Symbiose und gleichzeitige Co-Existenz, was gleichermaßen für unser Mikrobiom und unsere Umwelt gilt. Co-Corporeality beschäftigt sich mit der Frage, wie der Mensch mit seiner Umwelt, in diesem Fall Bakterien, in Kontakt treten kann. Co-Corporeality verwebt Sensortechnik, künstliche Intelligenz und Maschinen mit eben genannten biologischen Subjekten, um eine neuartige raumgreifende Kommunikationsplattform zu schaffen.

Bilder: 1 Eye-Tracking device as bacteria-human interface; Degrees of Life – Co-Corporeality. Copyright: Z. Oberwalder / 2 Ausstellung Degrees of Life – Co-Corporeality, Expositur Angewandte Wien – Zentrum Fokus Forschung. Copyright Z. Oberwalder / 3 Installation Cyanobakterien; Degrees of Life – Co-Corporeality. Copyright: Z. Oberwalder / 4 Installation Bakterielle Zellulose; Degrees of Life – Co-Corporeality. Copyright: Z. Oberwalder / 5 Installation E. coli; Degrees of Life – Co-Corporeality. Copyright: Z. Oberwalder
Ausstellung

Degrees
of life

In der Ausstellung Degrees of Life, welche als Abschluss-Event des Co-Corporeality Projektes in der Expositur der Universität für Angewandte Kunst – Zentrum Fokus Forschung in Wien gezeigt wurde (23.02.22 bis 11.03.22), wird Co-Corporeality in Form einer großen, räumlichen Installation erlebbar gemacht.

Es wurden nonverbale Kommunikationsszenarien zwischen Menschen und Bakterien vorgestellt, um einen gemeinsamen Raum der Wahrnehmung und Koexistenz zu schaffen. Das Experiment wurde von der Frage angetrieben: „Wie können wir mit einem Lebewesen kommunizieren, das von völlig anderer Natur ist? Da dieses Jemand, „das Andere“, nicht im Rahmen unseres Vokabulars spricht, untersuchte die Ausstellung verschiedene Formen der nonverbalen Kommunikation, um eine Sprache zwischen Mensch und Mikroben mittels Technologie zu finden.

Im ehemaligen Wotruba-Atelier (Angewandte, Wien) wurden verschiedene sensorische Modi und Reaktionen ausgelöst, um zu erforschen, wie eine andere Kommunikation zwischen Menschen und Bakterien stattfinden kann. Der Blick auf das „Andere“, sei er neugierig, ängstlich oder forschend, bildete dabei die Grundlage für eine emotionale Verbindung. In der Ausstellung wurde ein im Projekt konzipiertes Eye-Tracking-Gerät verwendet, um den menschlichen Blick zu registrieren. Das Sensorgerät kann den Blick, die Aufmerksamkeitsspanne und die emotionale Ebene des Benutzers verfolgen und war in der Ausstellung mit einer maschinellen Umgebung verbunden, in der verschiedene Bakterienarten lebten, kultiviert wurden. Der menschliche Blick aktivierte die maschinelle Umgebung, um das Wachstum der Bakterien zu steuern und zu stimulieren. Dazu nutzten wir bakterienspezifische Auslöser wie chemische Reaktionen und Veränderungen ihrer Umweltbedingungen durch Licht und die Zugabe von Nährstoffen.

Der für die Ausstellung Degrees of Life realisierte Raum schaffte einen Kontext, der den menschlichen Körper in eine technologische Verflechtung mit nicht-menschlichem Leben bringt. Die Verflechtung zwischen dem menschlichen und dem bakteriellen Körper überbrückte zwei unterschiedliche Maßstäbe und Zeiträume und schaffte einen Zustand der Co-Corporeality.

Körperliche Präsenz wird in diesem Zusammenhang nicht nur als biologische Domäne verstanden, sondern auch als eine performative Einheit, die durch Interaktion mit anderen Medien entsteht. Interaktion ist unter diesen Umständen mit der Erzeugung von beobachtbaren ökologischen, biologischen und chemischen Ereignissen verbunden. Diese Ereignisse reichten von Echtzeitreaktionen bis hin zu einer verzögerten Reaktionszeit, um die Wahrnehmung von Zeit und Maßstab für verschiedene biologische Subjekte zu reflektieren und zu hinterfragen.

Idee/Organisation

Barbara Imhof (Universität für Angewandte Kunst, Wien), Daniela Mitterberger (ETH Zürich, Founder and Director at MAEID-FutureRetrospectiveNarrative), Tiziano Derme (Fakultät für Architektur, Uni Innsbruck) und Judith Ascher-Jenull (Institut für Mikrobiologie, Uni Innsbruck)

Projektpartner der Ausstellung